Tana Toraja – Das Land der Büffel und Begräbniszeremonien

2 07 2012

Von Tentena nach Tana Toraja ging es wieder über Nacht, sodass wir recht müde morgens um 5 Uhr in Rantepao ankamen. Nachdem wir noch ein paar Stunden geschlafen und uns anschließend mit einem Frühstück “gestärkt” hatten (das schlechteste Frühstück aller Zeiten!), wurden wir von Daniel, einem lokalen Guide angesprochen. Um soviel wie möglich von der Kultur der Toraja mitzubekommen, machten wir mit ihm ein 3-Tages-Programm aus und schon eine halbe Stunde später ging es los. Da die Anreise über Nacht stattgefunden hatte, waren wir überrascht wie schön die Landschaft und die Architektur der Häuser war.

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Berge, Reisfelder und Schiffsdächer

Unser erster Stopp war ein traditionelles Dorf mit Häusern, deren Dächer eine Schiffsform hatten. Den Erzählungen nach kamen die Vorfahren der Toraja mit dem Schiff nach Sulawesi. Diese Schiffe wurden anschließend als Dächer für die Häuser weiterverwendet (getreu dem schwäbischen Motto: Nix verkomme lasse!).

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Traditionelles Dorf

Die Häuser hatten farbenprächtige Außenfassaden mit Verzierungen, auf denen auch immer einige Büffel und zu sehen waren. Der Wasserbüffel stellt auch heute noch ein Statussymbol dar (der Porsche der Toraja). Je mehr man hat, desto mehr Ansehen genießt man, und umso mehr Büffel müssen bei einer Beerdigungszeremonie geopfert werden. Daher waren vor den Häusern auch immer die Büffelschädel vergangener Zeremonien übereinander gereiht.

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Büffelhörner zeigen den Reichtum

Die zweite Station unserer Tour war ein Friedhof mit Megalithen. Wie soll es anders sein? Wer die größte Beerdigungsfeier gegeben hat, bekommt den größten Megalithen, allerdings nur, solange er der höchsten Gesellschaftsschicht angehört.

Nachdem uns Daniel einen guten Einstieg in die kulturellen Hintergründe der Toraja gegeben hatte, stand ein Büffelkampf auf dem Programm. Büffelkämpfe werden immer am ersten Tag einer Beerdigungszeremonie ausgetragen (das Ganze dauert zwischen 3 und 5 Tagen). Bei dieser unblutigen Geschichte (Verlierer ist der Büffel, der als erstes die Flucht ergreift), spielten sich lustige Szenen ab. Während ein Wasserbüffel zum Kampf bereitstand, wurde sein Gegner hereingeführt. Noch bevor es zu einem Kampf kommen konnte, ergriff Büffel Nr. 1 die Flucht und man sah ihn noch eine halbe Stunde später über die umgebenden Reisfelder rennen – dicht gefolgt von seinem Besitzer. Ein anderer Büffel wollte überhaupt nicht kämpfen und legte sich in ein Schlammloch. Als ihm und seinem Schlammloch später einer der Sieger eines anderen Duells zu nahe kam, sprang er auf und verteidigte sein Revier, bis der eigentliche Sieger die Flucht ergriff… Es gab natürlich auch normale Kämpfe und bis auf einige kleinere Blessuren konnte man nicht sehen, das die Tiere sich ernsthaft verletzten. Die Indonesier hatten natürlich jede Menge Spaß und wetteten, was das Zeug hielt.

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Büffelkämpfe – mal mehr, mal weniger

Der zweite Tag begann mit einem Besuch auf dem Markt. Hier gab es vor allem Wasserbüffel und Schweine zu kaufen. Es war schon ziemlich krass, das Produkt “Schwein” lebendig in einem Sack oder gefesselt zu sehen – obwohl diese mit Sicherheit bis dahin ein besseres Leben hatten als in unseren Großbetrieben.

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Schweine auf dem Markt

Außerdem gab es noch Becken mit lebendigen Fischen und Aalen – und natürlich Obst und Gemüse, welches man nicht kannte. Nach dem Markt war eine kurze Trekkingeinheit in den Reisfeldern zu einem schönen Aussichtspunkt genau das Richtige, um wieder durchatmen zu können.

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Schöne Landschaft beim Trekking

Den Abschluss diesen Tages bildet ein Besuch an einem Felsen, der als Begräbnisstädte diente. In den Felsen waren quadratische Löcher eingemeißelt (noch immer von Hand), in denen die Särge untergebracht waren. Im “Schiffchen” wurden die Särge von den Dorfbewohnern zu dem Felsen gebracht.

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Begräbnisfelsen

Am dritten und letzten Tag stand eine große Begräbniszeremonie der höchsten Kaste auf dem Programm. Insgesamt gibt es 4 Kasten im Torajaland. Wird man in eine Kaste hineingeboren, behält man diese ein Leben lang, ein Aufstieg in ein höhere Kaste ist, selbst wenn man Millionär wäre, nicht möglich. Gehört man der höchsten Kaste an, müssen mindestens 24 Wasserbüffel am dritten Tag der Begräbnisfeier geopfert werden. Bei der Feier, die wir besuchten, sollten außerdem ein Hirsch, ein Pferd, eine Ziege und Schweine geopfert werden, die dann an die Bevölkerung verteilt werden. Da wir am ersten Tag der Begräbnisfeier da waren, mussten wir das zum Glück nicht miterleben (andere Touristen erzählten uns von wahren Blutbädern).

Nach 2 Stunden warten eröffnete ein Gong die Begräbniszeremonie. Der Sarg wurde von einem dutzend Männer getragen, die dabei sangen und die Bahre wild schwanken ließen. Unser Guide sagte, sie würden (zusammen mit der Verstorbenen) tanzen.

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Begräbniszeremonie

Anschließend wurde der Sarg in das Haupthaus des eigens für die Zeremonie gebauten “Dorfes” gebracht, es wurde ein Rede gehalten und ein Büffel wurde geopfert (einer hat uns auch gereicht). Danach hätten die Büffelkämpfe stattgefunden. Da wir diese jedoch schon gesehen hatten, ging es (nach einer kleinen Stärkung) zu einer weiteren eigenartigen Begräbnisstätte der Toraja. Es ging in eine Siedlung, in welcher die Einwohner ihre toten Babys in einem großen Baum beerdigten. Der Grund dafür war, dass sie in dem Baum eine Art Mutter sahen und die weiße Flüssigkeit, die aus ihm herauskam, wenn man anritzte, spiegelt die Muttermilch wieder.

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Begräbnisbaum

Anschließend waren wir noch in einer Grotte, in der ebenfalls Toten beigesetzt wurden. Diese wird heute jedoch nicht mehr benutzt und die Skelette, die man sah, waren bis zu 400 Jahre alt.

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Begräbnishöhle

So schön es landschaftlich war und so interessant die Kultur und Traditionen der Torajas sind, nach drei Tagen war unser Bedarf an Begräbnissen gesättigt. Daher ging es am gleichen Tag noch mit dem Nachtbus nach Makassar.