Tentena – Mehr als nur eine Durchgangsstation

29 06 2012

Die Abreise verlief ähnlich wie die Anreise, nur die Urzeit war eine andere. Es ging um 5 Uhr morgens mit dem Boot nach Malenge, von wo aus eine Stunde später die öffentliche Fähre nach Ampana fuhr. So weit, so gut. Nach circa einer Stunde Fahrt wurde ein Hirsch im Meer gesichtet. Der Kapitän nahm unverzüglich die Verfolgungsjagd mit der Passagierfähre auf. Einige Männer bastelten sich Lassos,  blieben aber auch  nach mehrmaligem Anfahren der Fähre auf den Hirsch erfolglos.

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Hirschjagd mit Passagierfähre

Zwischenzeitlich hatten sich viele Passagiere auf der Seite versammelt, von welcher aus der Hirsch zu sehen war. Dadurch neigte sich die Fähre so stark zur Seite, dass der Kapitän für Ordnung sorgen musste. Neben den Lassowerfern gab es noch zwei Jäger, die ins Wasser sprangen – bewaffnet mit einem Rettungsring. Während diese ein bisschen hilflos im Wasser paddelten (die meisten Indonesier können nicht schwimmen), war der Hirsch schon ziemlich weit weg.

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Der Hirsch (ganz weit weg) und die zwei „Schwimmer“

Nach zahlreichen erfolglosen Versuchen den Hirsch einzufangen (das Ganze dauerte über eine halbe Stunde), wurden Fischer vom Festland per Handy angerufen, die den ihn letztendlich einfangen konnten. Auf die Frage, was mit dem Hirsch passieren sollte, wurde übrigens mit einem breiten Strahlen und dem Wort “Makan” (= essen) geantwortet. Endlich mal kein Fisch…

Um 15 Uhr in Ampana angekommen, verzögerte sich unsere Weiterfahrt, da der Fahrer, der uns am Hafen abholen sollte, nicht auftauchte und anschließend mit einem viel zu kleinen Fahrzeug erschien. Wir hatten für 6 Personen gebucht und wollten logischerweise nicht unsere Rucksäcke während der 6-stündigen Fahrt auf unserem Schoss haben. Also mussten wir auf ein größeres Fahrzeug warten, so dass es erst gegen 17:30 Uhr in Richtung Tentena weiterging. Zumindest sind wir pünktlich nach 6 Stunden im Hotel Victory angekommen und ein weiterer 19-stündiger Reisetag ging zu Ende.

Die Kleinstadt Tentena hatte ihren ganz eigenen Charme. Die Bewohner, die wir trafen, wirkten recht tiefenentspannt und waren außerordentlich nett und freundlich. Am Wasser gab es einige Restaurants, die frischen Fisch aus ihren Vorgärten

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Im Vorgarten schwimmt das Essen

aber auch andere Leckereien wie zum Beispiel Fledermaus anboten. Und da wir auch auf einer kulinarischen Entdeckungsreise sind, bestellte sich Sina letzteres. Jan blieb beim Hühnchen, probierte aber auch.

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Fledermaus…

Nachdem wir die Stadt zu Fuß erkundet hatten, mieteten wir uns am nächsten Tag einen Roller. Unser erstes Ziel waren die Wasserfälle. Da wir uns nicht so viel davon versprochen hatten, waren wir vom Anblick der Wasserfälle sehr positiv überrascht. Diese waren Terrassenförmig angelegt

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Unser bisher schönster Wasserfall

und am einer Seite führte eine Treppe, die teilweise auch überflutet aber dennoch passierbar war, nach oben. Das ganze endete an einem großen Wasserfall.

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Der Weg nach oben

Nachdem unsere Füße wieder trocken waren, ging es mit dem Roller zu einem nahegelegenen See (Danau Poso), der an einem kurzen Abschnitt von einem goldgelben Strand gesäumt wurde. Später besuchtem wir noch den lokalen Markt, der natürlich unter anderem Fledermäuse anbot. Am gleichen Abend oder besser gesagt am nächsten Morgen um 3 Uhr war Fußball angesagt. Zusammen mit ein paar Indonesiern sahen wir wie Deutschland mal wieder von den Italienern nach Hause geschickt wurde…

Am nächsten Tag (natürlich war erst mal ausschlafen angesagt) sollte es dann weiter ins Land der Toraja (Tana Toraja) gehen.



Togean Islands

26 06 2012

Wir verließen Bunaken morgens um 8 Uhr und es dauerte ungefähr eine Stunde bis wir im Hafen von Manado eintrafen. Auch dort war die Fußball – EM angekommen, die Tuk Tuks hatten Flaggen in verschiedenen Größen und wir sahen auch recht viele Indonesier mit dem Trikot der deutschen Nationalmannschaft.

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Ankunft im Hafen von Manado

Von Manado aus ging es dann mit einem Sammeltaxi in Richtung Gorontalo. Das hieß acht Stunden endlose Serpentinwege mit Vollgas und Dauerhupen durchfahren. Als es dunkel wurde kam noch die Lichthupe dazu. Im Hotel Melati angekommen hieß es, die Fähre zu den Togeans würde erst in zwei Tagen fahren (übrigens warteten so ziemlich alle Hotelgäste auf die Fähre, die nur zweimal in der Woche fährt). Die nächsten Tage verbrachten wir unteranderem damit, die Fußball-EM auf chinesisch zu schauen und eine kleine Burganlage zu besuchen, von der niemand wusste, wie alt sie war und wer sie gebaut hatte.

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Burgüberreste Gorontalo

Nach zwei Tagen Warten ging es dann mit der Fähre über Nacht zu den Togean Islands. Da es unter Deck viel zu heiß war und so laut, dass an schlafen nicht zu denken war, verbrachten wir die Nacht auf dem Schiffsdeck, wie die meisten anderen Touristen auch. Am morgen sahen wir Delfine und das Wasser war durchsichtig und klar. Im Hafen von Wakai angekommen, ging es mit einem gecharterten Boot noch einmal zwei Stunden auf die Insel Malenge und dann noch einmal 10 Minuten in einem anderen Boot nach Lestari, unserer Zielunterkunft.

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Blaue Lagune

Am Steg war eine türkisfarbene Lagune, in der Mitte die Bungalows und auf der anderen Seite ein weißer Sandstrand. Die Bungalows hatten recht viel Platz, eine große Terrasse mit 2 Hängematten, Strom gab es nur abends und zum Duschen gab es einen großen Wasserbehälter mit einer Schöpfkelle. Beim Ausblick auf dem Strand sah mein ein Dorf der Bajo (frühere Seenomaden), das durch eine 700 m langen Brücke mit dem Festland verbunden war. Diese Brücke wurde gebaut, damit die Kinder zur Schule laufen können, wurde uns erklärt.

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Das Bajo-Dorf

Um von unserer Unterkunft zur Brücke zu gelangen, musste man zuerst eine halbe Stunde durch den Dschungel marschieren. Von der Brücke aus hatte man eine schöne Sicht auf die Korallen, aber man musste stets aufmerksam sein, denn Teile der Strecke erinnerten an einen Balanceparcours.

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Einfach war's nicht!

Im Dorf angekommen wurden wir sehr herzlich und mit einem Lächeln empfangen. Es versammelten sich etliche Kinder um uns (nicht alle waren bekleidet ^^), die uns durch das Dorf auf Schritt und Tritt begleiteten.

Im Bajo-Dorf

Sogar auf dem Rückweg wurden wir bis zum Ende der Brücke begleitet und sehr nett verabschiedet.

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Sina, Anita, Sula, Rani und Masua

Die nächsten Tage verbrachten wir mit kleinen Wanderungen in den Dschungel, einem Besuch in Malenges “Hauptdorf” und außerdem natürlich schnorcheln an traumhaften Stränden.

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Traumstrand

Nach diesem tollen Aufenthalt freuen wir uns auf neue Abenteuer.



Bunaken

17 06 2012

Nachdem wir so viel Zeit in Städten oder irgendeinem Transportmittel verbracht hatten, freuten wir uns sehr, wieder auf eine Insel zu kommen. Als wir jedoch am Pier ankamen, entspracht der Strand so überhaupt nicht unseren Vorstellungen.

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Strand bei Ebbe

Es war gerade Ebbe und Vollmond noch dazu. Das Meer hatte sich so weit zurückgezogen, dass man weder schwimmen noch schnorcheln konnte, da man über Teile des Korallenriffs hätte laufen müsste.

Was uns als nächstes auffiel, war der ganze Müll. Überall im Wasser trieben Platiktüten und Flaschen… Bei starken Strömungen (wie sie bei Vollmond auftreten), wird der ganze Müll, der in Manado ins Wasser geworfen wird, an den Stränden der Insel angespült.

Unser Bungalow war dafür sehr schön. Und als sich nach ein paar Tagen das Wasser bei Ebbe nicht mehr ganz so weit zurückzog und nicht mehr ganz so viel Müll angespült wurde, konnte sich auch der Ausblick auf den Strand sehen lassen.

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Das sieht schon besser aus!

Zwischen den einzelnen Bungalows liefen Hühner herum und morgens wurde man vom Krähen des Hahns geweckt. Leider war der Hahn immer sehr früh dran und sehr ausdauernd. Bei einem Besuch im Dorf sahen wir auch einige Schweine die es sich unter anderem auch auch dem Friedhof gemütlich gemacht hatten. Das Dorf hatte gemessen an der Anzahl der Häusern eine riesige Kirche, die alles überragte.

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Im Hintergrund die Kirche, im Vordergrund die spanische Flagge

Und überall waren Flaggen von den Teilnehmern der Fussball-EM zu sehen (und ab und zu auch eine von Brasilien).

Nach einem kurzen Spaziergang auf einem betonierten Weg durch den Dschungel erreichte man einen Sandstrand, der von Mangroven bedeckt war. Angeblich soll es hier früher auch Krokodile gegeben haben – jetzt waren nur noch die Tauchschulen und die dazugehörigen Resorts zu sehen.

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Mangroven

Das Wasser war klar (wenn man den Müll nicht beachtete) und man hatte eine hervorragende Sicht beim Schnorcheln. Ein Korallenriff umschließt fast die gesamte Insel, in den meisten Teilen in einer Tiefen von nur 1 bis 2 Metern. Ca. 30 bis 40 Meter vor der Insel befindet sich dann ein steiler Abhang und der Meeresboden verliert sich in der Dunkelheit. Man konnte relativ viele Fische, Schildkröten und schöne Korallen bewundern.

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Beim Schnorcheln

Insgesamt blieben wir 9 Nächte auf Bunaken, bevor es weiter gehen sollte in Richtung Togean Islands.



Die lange Reise nach Bunaken

10 06 2012

Unsere Zeit in Malaysia neigte sich dem Ende entgegen. Aber bevor wir die Fähre nach Indonesien nehmen konnten, mussten wir uns ein Visum besorgen. Daher ging es von Semporna mit dem Bus nach Tawau.

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Keine Angst, der Bus sah schon vor der Abfahrt so aus.

Hier verbrachten wir einen Tag auf dem indonesischen Konsulat, füllten Formulare aus, schrieben Briefe, kopierten Pässe und Kreditkarten, ließen Fotos von uns machen und warteten. Wie ihr euch denken könnt, hat das Warten die meiste Zeit in Anspruch genommen.

Mit einem wunderschönen 60-Tage-Indonesien-Visum im Pass ging es dann am nächsten Tag mit der Fähre nach Tarakan, Indonesien. Auf dem Konsulat hatten wir zwei Engländerinnen und einen Deutschen kennengelernt, die wir auf der Fähre wiedertrafen. Zusammen machten wir uns auf die Suche nach einem Hotel und gingen später alle zusammen Abendessen. Tarakan kann nicht gerade als Tourismus-Höhepunkt bezeichnet werden, daher ging es am nächsten Morgen direkt in ein Reisebüro, um die Weiterreise zu planen. Nachdem wir den Angestellten nach drei verschiedenen Routen gefragt hatten, buchten wir zwei Flüge für den selben Tag: um 13 Uhr von Tarakan nach Balikpapan (beides auf Kalimantan, wie der indonesische Teil Borneos heißt) und um 19 Uhr von Balikpapan nach Manado (Sulawesi). Also nichts wie zurück ins Hotel, packen und dann ab an den Flughafen. Unsere bisherige Erfahrung mit asiatischen Billigfluglinien hat sich übrigens bei beiden Flügen bestätigt: unter einer Stunde Verspätung geht nichts. Es war daher wieder ziemlich spät, als wir landeten und wir nahmen das nächstbeste Hotel, das und angeboten wurde. Wir landeten in einem ziemlichen Luxusschuppen mit Fernseher, Wasserkocher und Kühlschrank auf dem Zimmer und einer Dusche mit Duschwand, so dass man ausnahmsweise mal nicht das komplette Bad beim Duschen unter Wasser setzt. Das Ganze hatte natürlich auch seinen Preis, aber wir dachten uns, für eine Nacht könnten wir uns diesen Luxus leisten… es kommt ja bekanntlich immer anders, als man denkt.

Es hieß also mal wieder, die Weiterfahrt zu organisieren. Diesmal wollten wir ein Schiff nach Ambon (Maluku = Molukken) nehmen. Wir hatten Glück – das Schiff fährt nur alle zwei Wochen und in drei Tagen war es wieder so weit. Also buchten wir unsere Überfahrt und gingen zurück ins Hotel. Schon morgens hatte sich bei Sina die ganze Warterei in klimatisierten Räumen mit leichten Halsschmerzen bemerkbar gemacht. Im Laufe des Tages kam auch noch eine ordentliche Erkältung hinzu (Jan erwischte es am nächsten Tag). Unsere eigentliche Überlegung, bis zur Abfahrt des Schiffes auf die Insel Bunaken direkt vor Manado zu gehen, verwarfen wir daher, blieben in unserem Luxusschuppen und kurierten uns aus (ein hoch auf den Fernseher!).

Nachdem wir uns also einige Tage im Hotel von der Erkältung erholt hatten, ging es mit dem Taxi um 7 Uhr morgens zum Hafen in Bitung, ca. 60 km von Manado entfernt. Von hier sollte die Lambela planmäßig um 10 Uhr abfahren. Dort angekommen fühlten wir uns wie echte Exoten – außer uns waren sonst keine hellhäutigen oder sonstige Touristen zu sehen. Schon von Weitem drehten sich die Leute um, zeigten auf uns und riefen uns zu. Als wir uns dann eine Ecke suchten, in der so gut wie niemand stand, folgten uns einige der Indonesier. Anfangs schauten sie uns nur an, so das man sich nicht sicher war, was sie von einem wollten.

Umringt von Einheimischen

Aber dann zog der erste sein Handy und fragte, ob er uns fotografieren dürfte. Wir stimmten zu, wenn wir dafür ein Gegenfoto machen dürfen. Und plötzlich wollte jeder ein Foto mit uns. Zuerst die Männer, dann kamen die Frauen mit Kindern. Alle waren sehr nett und höflich und bedankten sich jedes mal. Nach circa einer Stunde dauergrinsen erfuhren wir, dass das Schiff wahrscheinlich 2 Stunden Verspätung hat, es könnt aber auch mehr sein. So genau wusste das niemand. Mit der Aussicht, zwei Tage und eine Nacht auf einem Schiff zu verbringen, das noch nicht da war, die ganze Zeit über der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu sein und dabei noch nicht richtig auf dem Damm zu sein, entschlossen wir uns spontan, unsere Pläne zu ändern. Unser neues Ziel lautete jetzt doch: Bunaken. In Manados Hafen angekommen hatten wir Glück: die Fähre, die nur einmal am Tag fährt, fuhr in einer halben Stunde. Nach einer weiteren Stunde Fahrtzeit konnten wir endlich wieder eine Insel betreten.

Unsere Irrfahrt nach Bitung (insgesamt drei Stunden mit dem Taxi) und die nicht benutzen Fahrtkarten fürs Schiff haben uns übrigens pro Person gerademal 40 € gekostet. Macht das mal in Deutschland!