Das Königreich Tonga und die Robinson Crusoe-Insel

3 10 2012

Das Königreich Tonga, wer kennt es nicht? Eine Insel in der Südsee, die sich stets ihre Unabhängigkeit bewahrt hat und wahrscheinlich gerade deswegen relativ unbekannt und untouristisch ist. Erste Anlaufstation auf er Hauptinsel Tongatapu war Toni’s Guesthouse – zusammen mit allen anderen Ausländern, die mit uns im Flugzeug waren. Dort buchten wir auch eine Tour  einmal rund um die Insel für den nächsten Tag. So erfuhren wir, dass die meisten Straßen von China und einige von Australien gesponsert wurden, während Schulen und die Feuerwehrautos ein Geschenk von Japan sind. Die Insel hatte sehr schöne Küstenabschnitte mit plateauartigen Bassins und uns wurde eine einzigartige dreiköpfige Palme präsentiert.

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Küste von Tongatapu

Aber auch die Steilklippen, an welche die Wellen mit voller Kraft klatschen, können sich sehen lassen.

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Steilküste

Eigentlich wollten wir am nächsten Tag die Fähre zur Ha’apai-Inselgruppe nehmen, aber es war Feiertag, was den meisten Tonganern allerdings selbst nicht so ganz bewusst war. Man feierte den Geburtstag des Kronprinzen. Da der König aber erst vor kurzem gestorben war, gab es natürlich einen neuen König… und damit auch einen neuen Kronprinzen. Am nächsten Tag war es dann aber soweit, es ging mit der Fähre zu den abgelegenen Ha’apai Inseln. Die Fähre hat nur einen größeren Raum und einen kleinen, die sofort belegt waren, so dass die meisten Passagiere in den Gängen und andere, wie wir, auf dem Deck nächtigten. Es geht das Gerücht, dass Japan seine alten Fähren Indonesien vermacht. Wenn die Fähren für den Gebrauch in Indonesien nicht mehr gut genug sind (und das dauert lange), werden sie an Tonga weitergegeben. Der Anblick unserer Fähre lies vermuten, dass an dem Gerücht etwas dran ist. Die Fahrt war über Nacht, so dass wir gegen 11 Uhr morgens ankamen – mit nur 7 Stunden Verspätung! Für uns allerdings gerade richtig. Aron, ein Ungar, der in Amerika lebt und der die ganze Zeit auf Tonga mit uns zusammen gereist ist, hatte einen Tipp von zwei Tschechen bekommen, dass man bei Ebbe übers Meer zu einer anderen Insel laufen kann und dadurch die Überfahrt einspart. Also machten wir uns auf den Weg und zwar ohne gefrühstückt zu haben. Mit unseren Rucksäcken bepackt (die schwerer als normal waren, da wir einige Essenskonserven etc. mitschleppten) ging es erst 1 1/2 Stunde durch Dorf und Wald, bis wir das Meer erreichten. Von dort dauerte die Meerüberquerung nochmal ca. 1 1/2 Stunden (das Wasser reichte oft über Kniehöhe und hatte eine ordentliche Strömung) und auf Uoleva angekommen mussten wir uns eine weitere Stunde am Strand entlang kämpfen, bis wir unsere Unterkunft erreichten. Danach war sicher: zurück nehmen wir das Boot!

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Der Weg über’s Meer

Aber es hat sich gelohnt, denn uns erwartete ein schöner, einsamer Strand mit einer tollen Unterwasserwelt zum Schnorcheln. Da es anfangs kein Strom gab, hatten wir eine Petroleumlampe in unserer Hütte, später gab es dann eine Lampe, die von einer Autobatterie betrieben wurde. Geduscht wurde mit Brunnenwasser, zum Trinken gab es Regenwasser, abends wurde selber gekocht oder man konnte ein Abendessen vorbestellen, wobei man nie wusste, was es gab. Meistens Brotfrucht, Gemüse und Fisch und einmal gab es sogar, dem hohen Ambiente entsprechend, Hummer.

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Unterkunft auf Uoleva

Viel unternehmen konnte man auf der Insel nicht, so dass sich tagsüber unsere Aktivitäten auf Wanderungen auf der Insel, schnorcheln, lesen, Citrusfrüchte im Dschungel suchen, angeln und das Ernten von Kokosnüsse beschränkten.

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Kokosnussernte leicht gemacht

Aber der Hauptgrund weshalb wir das Königreich Tonga aufgesucht haben, stand noch an: Schnorcheln mit Walen. Morgens ging es mit dem Boot raus und schon zu Beginn konnte man in der Ferne eine Wasserfontäne sehen. Als wir aber in diesem Gebiet ankamen, war sie verschwunden und es war kein Wal weit und breit zu sehen. Nach einer Weile ergebnislosen Suchens fuhren wir auf eine nahgelegene Insel, um auf die Wale zu warten. Vom Boot aus konnte man Schildkröten sehen, so das sich alle bis auf Sina ins Wasser stürzten um zu Schnorcheln. Sind wurde von unserem Guide auf eine Stelle etwas entfernt von unserer Anlegestelle aufmerksam gemacht. Von Weitem dachte man, dass direkt am Strand jede Menge Seegras im Wasser schwimmen würde. Beim näherkommen sah man jedoch, dass es sich um einen riesigen Fischschwarm handelte… und außen rum schwammen 6 bis 7 Haie. Immer wieder schoss einer der Haie mitten in den Fischschwarm hinein und war dabei so schnell, dass er bis hinaus auf den Strand katapultiert wurde um sich dann wieder ins Meer zurückzuzappeln.

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Hai im Fischschwarm

Und dann hieß es Abbruch mit dem Schnorcheln, denn wir hatten eine Fontäne nicht weit vor der Insel gesichtet. Die Muttertiere bringen hier ihre Jungen zur Welt. Diese brauchen nach ihren Tauchgängen in die Tiefe einige Minuten Erholung bevor sie weiterschwimmen können und das ist der Moment, in dem man sie beobachten kann. Direkt bei unserem ersten Versuch konnte wir die Walkuh tief unter uns schwimmen sehen. Nach ein paar Minuten hob sie ihre Flosse etwas an und ein Jungtier schwamm in Richtung Wasseroberfläche. Jan befand sich direkt oberhalb, so dass das 4-5 Meter große Jungtier beim Auftauchen nur wenige Meter von ihm entfernt war. Als nächstes folgte die Walkuh und beide Wale ruhten sich für einige Minuten aus, bevor sie sich langsam in Bewegung setzten und schließlich wieder abtauchten. Nach mehreren erfolglosen Versuchen konnten wir noch ein männliches Tier für einen kurzen Moment im Wasser beobachten.

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Jan (Superman) und die Wale (thanx for the picture, Aron)

Nach zwei Wochen auf Ha’apai ging es dann zurück nach Tongatapu. Diesmal nicht mit der Fähre, sondern mit einem kleinen Flugzeug mit nur 7 Passagiersitzen. Der Pilot macht die Sicherheitsbelehrung aus seinem Sitz heraus. Das Flugzeug brummte vor sich her, aber man fühlte sich sicher. Da es relativ tief flog, hatte man eine sehr gute Sicht auf die vielen kleinen Inseln und Sandbänke im Meer.

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Blick auf eine von Tongas vielen Inseln

Nach einer weiteren Nacht in Toni’s Guesthouse hieß es: Aufbruch in die Kälte. Neuseeland wartete auf uns.